Live-Erlebnisse

Donnerstag, 23. Februar 2006

Please welcome the Scott Kinsey Group!

Dienstag im Birdland: Scott Kinsey Group.
Scott Kinsey ist ein hierzulande ziemlich unbekannter, nichtsdestotrotz aber ziemlich legendärer Keyboarder und Synthesizerer. Unter anderem hat er schon mit Chick Corea und Tim Hagans gearbeitet und ist Teil der famosen Fusion-Band Tribal Tech. Er hat sich als Soundkünstler einen Namen gemacht. Von ihm stammt auch die Idee, vokale Samples über den Synthesizer anzusteuern. Klingt cool!
Deren Leader Scott Henderson war übrigens der Gitarrist der Tour. So viel ich mitbekommen hab, als ein Landsmann Hendersons diesen durch ein Small Talk-Gespräch beim Saitenaufziehen störte, war er der Ersatzmann, der eigentliche Gitarrist ist ausgefallen. Wen stört's, Henderson ist immer noch einer der interessantesten, brillantesten und einfallsreichsten Gitarristen, die es gibt. Am Bass der immer umwerfende Matt Garisson, Sohn des legendären Jimmy Garisson (John Coltrane), bei dem man sich immer wieder Fragen muss: Wie macht der das? Schlagzeuger Gary Novak war mir bis dato nur vom Namen her bekannt.
Ungefähr zwei Sekunden nach Konzertbeginn war bereits klar: Das fährt! Super-Grooves, tw. Loops und Samples, dichte Musik und hoher Jam-Faktor. Das war meines Wissens das erste Österreich-Konzert der Scott Kinsey Group. Jederzeit wieder!

kinsey-ticket
P.S.: Geht nicht ins Birdland, wenn es nicht sein muss. Die Eintritts- und Essenspreise sind horrend: Eintritt Euro 25.- an der Abendkassa, Club Sandwich Euro 12.- (für ein kleines Sandwich mit einem Haufen Pommes). Zwar kann man im Vorverkauf Karten um 5 Euro weniger bekommen, allerdings gibt es derzeit keine Möglichkeit für einen Online-Kauf, d.h. man müsste extra hinfahren, um an die billigeren Karten ranzukommen. Ich war bisher zweimal dort, beide Male war das Publikum nicht nur klein, sondern auch schwer zu begeistern, obwohl in beiden Fällen die Performance nicht die Ursache dafür gewesen sein kann. Irgendwie kommt dort keine Stimmung auf. Liegt's an der Location, den Leuten, der Lage, wer weiss?

Mittwoch, 2. November 2005

Roy Haynes!

Ist schon eine Woche her, da hab ich Roy Haynes live gesehen. Im Konzerthaus in klassischer Besetzung sax, p, b, dr. Nach der ersten Nummer hatte ich die Angst, das würde ein zacher Standardjazzabend werden. Mit jeder weiteren Nummer aber stieg der Energielevel. Roy Haynes ist 80 (!) und hat komplett die Sau rausgelassen! Falls ich je so alt werden sollte, werde ich froh sein, wenn ich mich noch ohne fremde Hilfe am Sessel festhalten kann. Schwer beeindruckend. Witzig ist er obendrein. Er hat mit seinen Bandmates, die allesamt zwei Generationen jünger sind, so einen mehrteiligen Spezial-Insider-Gruss, etwas was 80-Jährige meistens gar nicht kennen. Dann hält er sich wieder das Mikro, auf dem er vorher zwei Minuten einen Rhythmus geklopft hat, an die Brust und meint, da man nichts hören kann: "I must be dead!"
Es gibt viele Leute, die in dem Moment, in dem sie das Licht der Welt erblicken, schon weniger jugendlich sind als Roy Haynes. Er soll uns ein Vorbild sein!

Freitag, 14. Oktober 2005

AZA im Porgy

Gestern im Porgy: Will Calhoun (dr) mit seiner Band AZA, Jean-Paul Bourelly (git), Greg Osby (sax), Melvin Gibbs (b), Orrin Evans (p, keyb). Wödpartie! Unglaublich lange, intensive, extatische Nummern mit maximalem Jam-Faktor. Will Calhoun hat auch ein elektronisches Percussion-Pad traktiert, dabei Loops aus Drum- und Synth-Bass-Sounds kreiert, und eine Udu gespielt. Unglaublich dicht und substanziell! Es gab nur ein Set, also keine Pause, und keine Zugabe. Ich denke, das Konzert war, so wie es gespielt wurde, als ein Ganzes konzipiert.

will calhoun & aza will calhoun & aza

Donnerstag, 13. Oktober 2005

Charlie Hunter sehen und sterben!

Am Dienstag war das Charlie Hunter Trio im Porgy. Das Spezielle dabei ist, das man dabei vier Instrumente hören kann, denn Charlie Hunter spielt auf einer 8-saitigen Gitarre Bass und Gitarre gleichzeitig. Drei Bass-Saiten werden mit dem Daumen, 5 Gitarren-Saiten mit den restlichen Fingern bearbeitet.
Zum technischen Aspekt: Dass man Basslinien und Akkorde gleichzeitig spielen kann, ist nachvollziehbar. Aber Charlie Hunter spielt statische Basslinien und improvisiert Soli darüber! Ich spiele jetzt seit ungefähr 17, 18 Jahren Gitarre, Toni, mein cafe duo-Haberer noch länger, aber wir waren beide nicht in der Lage nachzuvollziehen, wie der das macht. Meine Erklärung: der Mann ist lobotomisiert. Tonis Erklärung: Er hat drei Gehirnhälften. In jedem Fall ist das schwerst beeindruckend, vor allem wenn man sieht, wie Charlie Hunter erstens seine Hände übers Griffbrett bewegt, und zweitens, mit welcher Leichtigkeit er das kann.
Aber Technik allein macht noch keinen Musiker. Und jetzt kommt der Clou. Diese Konzert war - musikalisch - eins der besten und schönsten, das ich je gesehen hab. Toni, seiner Freundin Regina und Georg, meinem sprichänderlich-Haberer, ist es ganz genauso ergangen. Das Publikum hat getobt. Schöne, feine Musik, jazzig, groovig, jede Note an ihrem Platz. Kein Technik-Showoff. Derek Philips an den Drums und John Ellis an Sax, Bassklarinette, Melodica und Fender Rhodes sind kongeniale Partner für Charlie Hunter. Mögen sie bald wiederkommen! Ich lechze danach!

Dienstag, 4. Oktober 2005

Er is da Beste!

Am Sonntag waren Georg (sprichänderlich) und ich bei Billy Cobham &Culture Mix im Porgy. Er gehört zu unseren absoluten Lieblingsmusikern. Und er hat uns nicht enttäuscht. Mittlerweile, wie er selber sagt, 'sixty plus' sieht er aus wie maximal fünfzig und spielt wie ein Gott. Virtuos, aber immer dem höheren Zweck des Bandsounds dienlich. Die Bandkollegen tun ihr Übriges, um ein Ganzes zu erschaffen, das einfach groovt wie die Sau. Es war schön, wunderschön. Unsere Probe am nächsten Tag war sehr inspiriert.
billy cobham & culture mix

Montag, 29. August 2005

'Big Four' und 'Bedrock Trio' im Porgy

Im Rahmen der Shortcuts waren gestern im Porgy zwei sehr gegensätzliche Bands zu hören.

Zuerst spielten Big Four auf, mit Max Nagl - Altsax, Steven Bernstein - Trompete, Noel Akchoté - Gitarre und Bradley Jones - Bass. Ihre feinen Kompositionen leben von einfachen Melodien, den ungewöhnlichen Arrangements und den überraschenden Wendungen, die diese nehmen. Für mich natürlich besonders interessant Noel Akchoté. Den kannte ich schon, hab ihn aber noch nie live gesehen. Er wechselt zwischen traditionellem Comping, recht freien bis sehr freien Soli und Feedback-Einlagen mit einer Selbverständlichkeit, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Früher mal war der die Jazzgitarrennachwuchshoffnung der französischen Szene, hat dann aber ziemlich radikal einen neuen Weg eingeschlagen. Nix straightes mehr, nur mehr sein ganz eigenes schräges Ding. Gefällt mir.

Ganz anders Uri Caine's Bedrock Trio mit ihrem neuem Album 'Shelf-Life' im Gepäck. Nach einem kurzen improvisierten Intro kommt gleich eine enorm treibende Nummer von eben diesem Album mit einer einfachen und sehr gewitzten Melodie, die, wie vieles von 'Shelf-Life', ein Rekurs auf die 70er mit einem Augenzwinkern ist. In dieser Tonart geht es weiter, viel Ironie, diverse Samples, vor allem getriggert von Zach Danzinger, dem Schlagzeuger, der ein Energiebündel sondergleichen ist, heftige Drum & Bass Grooves genauso selbstverständlich spielt wie flockig-leichte Jazz-Rhythmen. Dazu Tim Lefevre, mit seinen Basslinien immer exakt am Punkt, er gibt auch den Enterntainer, der immer wieder mal zum Mikro greift, um ein bisserl Schmäh zu führen. Und dann natürlich Uri Caine, der zwischen Flügel, Fender Rhodes und einem kleinen Keyboard wechselt, unglaublich virtuos und doch nie über drüber spielt. Zusammen ein unfassbares Ganzes, ein echtes Power-Trio.
Zum Schluss erzählt noch Zach Danzinger, als er zum ersten Mal seine Sonnenbrillen abgenommen hat, dass er diese Performance eigentlich für 'crap' gehalten hat, da die Band völlig übermüdet direkt aus New York und sehr knapp vor Konzertbeginn eingetroffen, ihr Gepäck beinahe verloren gegangen ist und überhaupt. Uri Caine begleitet diese Geschichte mit einer süssen Melodie, die als Entschuldigung für ihr doch zu unwirsches Benehmen am Lost Lugagge Schalter gelten soll. Ach ja, und, man hat ein bissl Zeit in Wien, man möchte apple strudel, soccer torte und hot chocolate geniessen.
Wenn dieses Konzert crap war, na dann bin ich gespannt auf die Herren, wenn sie mal - in ihrer eigenen Warhnehmung - so richtig gut spielen. Ich würde wohl vor Freude weinen.

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